Vom Ei zum Küken

Tagebuch aus dem Ei – Luftfeuchtigkeit

Wer sich mit dem Gedanken auseinandersetzt, Küken im Brutapparat auszubrüten wird um´s Thema Luftfeuchtigkeit nicht drumherum kommen.

Aber warum spielt die Luftfeuchtigkeit eine so entscheidende Rolle in der Kunstbrut? Weil die Natur uns vormacht, wie es funktioniert und wir nur eine Chance haben indem wir sie, so treu wie nur möglich, nachverfolgen.

Man könnte sich jetzt mit dem ganzen Aufbau, innen wie aussen, eines Ei‘s beschäftigen. Ich bin aber erstens kein Experte und zweitens möchte ich auch das Rad nicht neu erfinden.

 

Eine für uns angenehme und damit „normale“ Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40-50%. So ist es in den meisten Durschnittshaushalten, reicht aber für unser Brutgerät nicht. Durch das natürliche Ausbrüten per Glucke bildet sich durch Kondensat und Wärme eine Luftfeuchtigkeit von rund 55% unter der brütenden Henne. Auch hierbei hat sich Mutter Natur wieder was gedacht als sie das Ei konzipierte. Durch die vielen kleinen Poren in der Eischale, kann Luft und Feuchtigkeit ein- sowie austreten. So kann das Ei „atmen“ und muss gleichzeitig nicht austrocknen. Pfiffig, so ein Ei 😉

Genau deshalb ist es auch wichtig, die richtige Luftfeuchte im Brüter zu treffen.

Da ich mich gerade an den Versuch „Billigbrüter“ gemacht habe (der keine Anzeige über die Luftfeuchtigkeit besitzt) passt das Thema hier auch so schön. Ich habe mir extra ein Hygrometer in den Janoel 12 gebastelt, damit ich auch mitkriege, wann ich eingreifen muss.

Was passiert nun bei zu wenig Luchtfeuchte? Ihr könnt es euch schon denken; das Ei würde unter der Brutwärme einfach austrocknen, könnte nicht schlüpfen und würde möglicherweise frühzeitig sterben. Die Betonung liegt hier auf konstanter Luftfeuchtigkeit. Mama Huhn bewegt sich nämlich in der Regel auch nur einmal am Tag vom Nest, um kurz Nahrung aufzunehmen und ihre Häufchen abzusetzen. Dann geht sie schnell wieder auf‘s Nest – Wärme und Feuchtigkeit halten. Übrigens: es wird oft dazu geraten, auch dieses Verhalten zu imitieren indem die Eier täglich 5-15 Minuten „abgekühlt“ werden. Es wird also der Inkubator kurz ausgeschaltet. Das bietet sich auch für diejenigen an, die ihre Eier im Brüter täglich per Hand wenden.

Dazu jetzt die Gegenseite: was passiert bei zu hoher Luftfeuchtigkeit? Das Küken würde im Ei ertrinken. Durch die Schale würde so viel Wasser aufgenommen, dass die Luftblase im Ei schrumpft und die darin enthaltene Luft würde nach und nach durch die Poren der Schale entweichen. Das Küken hat dann keine ausreichende Luftzufuhr mehr und es kommt zu Kreuzschnäbeln, Missbildungen oder aufgeschwemmten Küken. Das Küken kann bei zu hoher Luftfeuchtigkeit auch im Ei ertrinken.

 

Warum sollte man aber in den letzten drei Tagen die Luftfeuchtigkeit auf etwa 80% erhöhen? Auch hier orientiert man sich an der Naturbrut: in diesem letzten Abschnitt beginnen die ersten Küken schon, die Eischale anzupicken. Dadurch entweicht viel Feuchtigkeit aus dem Ei und staut sich unter der Glucke. Die später schon geschlüpften Küken können in diesem Klima gut trocknen und verkleben nicht an der Luft (also der Flaum). Auch hier wird wieder Feuchtigkeit abgegeben die unter dem Schutz der Glucke nicht einfach in die Atmosphäre entweicht. Außerdem soll die erhöhte Feuchtigkeit helfen, dass das Küken die Eischale leichter aufbrechen kann.

Darum auch hier nochmal ein Hinweis: Bitte öffnet den Brüter niemals ohne wichtigen Grund und in der Schlupfphase am besten überhaupt nicht. In den letzten drei Tagen werden die Eier auch nichtmehr gewendet, das letzte Mal sollte der Brüter geöffnet werden um die Bruthorde zu entnehmen und die Eier auf die Schlupfhorde umzulegen. Dann im besten Fall erst einen Tag nach dem Schlüpfen, wenn die Küken trocken sind. Keine Angst: die Küken ernähren sich noch etwa 24 Stunden von ihrem Dottersack, sie können also im Brüter verbleiben denn sie werden noch nicht hungrig sein. 

 

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